Ratgeber » Nachtsicht verbessern durch Heidelbeeren?

Bereits vor über 60 Jahren berichteten britische Piloten über eine deutlich verbesserte Nachtsicht nach dem Verzehr größerer Mengen Heidelbeerkonfitüre. Diese Wirkung war bekannt und wurde vor Nachteinsätzen bewusst eingesetzt, um die Sichtverhältnisse und die Augenadaptionsfähigkeit der Kampfpiloten positiv zu beeinflussen.
Schon lange davor galt die Heidelbeere im Volksmund als heilsam gegen die Zuckerkrankheit und deren Auswirkungen auf die Augen, insbesondere die diabetische Retinopathie, die durch den Diabetes verursachte pathologische Netzhautablösung.

In klinischen Untersuchungen konnte schliesslich eine positive Wirkung der Inhaltsstoffe der Heidelbeere, insbesondere der Waldheidelbeere gerade auch auf die Augen nachgewiesen werden.

Heidelbeeren sind besonders reich an sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, sogenannten Flavonoiden. Hierzu gehört das Anthocyanin, ein Farbstoff, welchem die Heidelbeere ihre charakteristische, tiefblaue bis fast schwarze Färbung verdankt. Große Anteile dieses Flavonoids sind in den Schalen der Früchte vorhanden, da die Pflanze sich mittels ihrer vor allem gegen die schädigenden Auswirkungen der UV-Strahlung im Sonnenlicht schützt.
Anthocyanin neutralisiert die sogenannten freien Radikale, Nebenprodukte eines physiologischen Stoffwechsels, und hemmt somit deren negative Auswirkungen auf die Zellmembranen.

Weiterhin begünstigen die in den Heidelbeeren enthaltenen Anthocyanine die Flexibilität der Zellmembrane und steigern somit den Blutfluss in der Netzhaut. Die feinsten Blutgefäße, die Kapillare, besonders bei der Nährstoffversorgung des Auges von Bedeutung, erhalten eine erhöhte Dehnbarkeit, während die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) geschmeidiger und verformbarer werden; der Gasaustausch (Sauerstoff und Kohlendioxid), sowie der Nährstoffantransport im Wechsel mit dem Abtransport von Schlackenstoffen und Stoffwechselendprodukten wird somit erleichtert und begünstigt.

Die Flavonoide der Heidelbeere regen die Produktion der Enzyme an, die am Energie-Stoffwechsel der Netzhaut beteiligt sind, fördern so deren Durchblutung und beschleunigen und verbessern die Anpassung des Auges an den Wechsel zwischen unterschiedlichen Lichtverhältnissen (Adaption).
Das Auge muss für seine Adaption an schlechtere Lichtverhältnisse in Dunkelheit eine ganze Reihe von Muskeln betätigen, beispielsweise für die Vergrößerung der Pupille. Aber auch die Strukturen der Netzhaut sind an dieser Anpassung beteiligt, sowie weiterhin die für das Farbsehen verantwortlichen Zäpfchen und Stäbchen im Augenhintergrund.
Durch seine neutralisierende Eigenschaft im Hinblick auf die freien Radikale schützt das Anthocyanin die Retina, die Nervenschicht des Auges, welche für die Weiterleitung der von aussen kommenden Impulse an das Gehirn verantwortlich ist.

Zusätzlich begünstigt Anthocyanin die Bildung von Rhodopsin. Rhodopsin (auch Sehpurpur genannt, wegen seiner roten Färbung) ist ein Pigment, welches für die Empfindlichkeit der Stäbchen im Augenhintergrund für unterschiedliche Hell-Dunkel-Verhältnisse verantwortlich ist. Pigmente sind Farbstoffe, die auf die verschiedenen Wellenlängen bei unterschiedlicher Lichtintensität reagieren. Bei vermehrter oder verbesserter Rhodopsinproduktion sind diese Stäbchen weitaus empfindlicher und senden auch bei geringeren Lichtreizen bereits Signale an das Gehirn.

Insgesamt wirken sich so all diese Faktoren zusammen genommen positiv und verbessernd auf die Nachtsicht des Auges aus, aber auch auf das allgemeine Sehvermögen des Menschen. In klinischen Studien sind weiterhin therapeutisch relevante Auswirkungen bei pathologischen Schädigungen des Auges durch Krankheiten wie Diabetes oder ein generell erhöhter Augeninnendruck belegt.